Buch-Review: The Moai Island Puzzle - Arisugawa Alice

[Originaltitel: 孤島パズル]
Bildquelle: http://www.crimefictionlover.com
Drei Studenten aus Kyoto werden auf eine einsame Insel mitten im Nirgendwo eingeladen, um dort für ein paar Tage ihre Sommerferien zu verbringen. Die Insel ist übersät mit kleinen Moai-Statuen wie die auf den berühmten Osterinseln und angeblich sollen sie der Schlüssel zu einem Schatz sein, der vor Jahren auf der Insel vergraben wurde. Begeistert machen sich Alice, Egami und Maria, allesamt Mitglieder des Krimi-Clubs ihrer Uni, auf den Weg zur Insel um das Rätsel der Moai-Statuen zu lösen.
Bereits am zweiten Tag geschieht jedoch etwas Schreckliches - zwei Tote werden in einem Zimmer der Villa gefunden. War es Mord? Selbstmord? Doch warum war das Zimmer von innen verschlossen und die Tatwaffe ist nirgendwo aufzufinden? Die drei jungen Hobbydetektive beginnen ihre Ermittlungen, die jedoch schon bald von einem weiteren Mord und anderen merkwürdigen Vorkommnissen überschattet werden.



Was habe ich mich gefreut, als ich herausgefunden habe, dass endlich ein Buch von Alice Arisugawa auf Englisch übersetzt wurde! Er ist ein bekannter japanischer Krimischriftsteller, bekannt für seine klassischen Kriminalgeschichten ganz im Stile alter englischer Krimis. Sein Output ist unglaublich, er hat schon weit über 40 Bücher geschrieben und ist mit seinen 学生アリス und 作家アリス-Reihen um den Protagonisten Arisugawa Alice (ja, der Protagonist heißt wie der Autor - oder der Autor wie der Protagonist? ;)) berühmt geworden.

Das Buch ist aus der Perspektive des jungen Jurastudenten Alice geschrieben, der den Leser als Ich-Erzähler mit Informationen versorgt. Alice war mir von der ersten Seite an unglaublich sympathisch. Er gibt oft in Gedanken bissige Kommentare von sich und ist einfach ein sehr liebenswerter Zeitgenosse, den man sofort ins Herz schließt. Er ist außerdem nicht der Detektiv dieses Romans, sondern stellt die bekannte Figur desjenigen dar, der den Leser an den Taten des Detektivs (in diesem Fall Egami) teilhaben lässt. Man erfährt viel über Alice und was er von anderen denkt. Dies führt allerdings auch dazu, dass er den Leser an seinem Verdacht und Misstrauen gegenüber Anderen teilhaben lässt, so dass irgendwann alle anwesenden Personen höchst verdächtig erscheinen.

Ein weiterer toller Pluspunkt dieses Buches ist die Möglichkeit, den Fall und das Rätsel des Schatzes selbst zu lösen! Es gibt einige tolle Gimmicks im Buch zu finden, wie etwa eine Karte der Insel, eine Personenliste, Tatortskizzen und einiges mehr - meine Ausgabe ist daher gespickt mit Post-its und Notizen ;) Im vorletzten Kapitel richtet der Autor das Wort sogar an den Leser und fordert ihn auf, den Fall selbst zu lösen bevor er das letzte Kapitel und damit die Auflösung aufschlägt.
Als ich an diesem Punkt angelangt war, habe ich das Buch zur Seite gelegt und am nächsten Abend eine Stunde lang über meinen Notizen gebrütet, um den Alibi-Trick und die Identität des Täters selbst herauszufinden. Zwar bin ich auf einige richtige Schlussfolgerungen gekommen, konnte diese jedoch nicht in einer logischen Reihenfolge zusammensetzen und beim Täter lag ich leider gründlich daneben. Es hat aber sehr viel Spaß gemacht selbst über den Fall nachzudenken und am Ende habe ich dann auch noch ein paar Tränchen verdrückt.

Ich hatte ein paar Probleme die Nebencharaktere auseinander zu halten. Zum Glück gibt es eine Personenliste am Anfang, allerdings habe ich mir irgendwann einen Stammbaum gemalt weil ich ständig den Überblick verloren habe. Viele der Charaktere sind abgesehen von Alice leider etwas austauschbar, so dass sie nicht wirklich im Gedächtnis bleiben.
Negativ sind mir außerdem einige Rechtschreib- und Satzfehler aufgefallen, die alle paar Seiten vorkommen. Ein Lektor hätte dem Buch sicherlich gut getan, da es sich bei Locked Room International jedoch um einen kleinen Verlag handelt war dies vielleicht auch eine Frage des Geldes.

Fazit: Ich habe schon lange keinen so tollen Krimi mehr gelesen. Von Seite zu Seite wollte ich wissen wie es weitergeht und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich liebe diese Art von Krimis - ein geschlossener Personenkreis, abgelegene Orte und ein Mord nach dem anderen, der Täter einer der Anwesenden.
Ich lege dieses Buch allen ans Herz, die klassische Kriminalgeschichten lieben. Es ist ein typischer Krimi, bei dem die Auflösung des Mordes im Verschlossen Raum und der Whodunit-Faktor an oberster Stelle stehen. 
Mir gefällt der Schreibstil von Arisugawa sehr und die Auflösung rund um die Morde und den Schatz haben mir sehr zugesagt. Ich würde mir wünschen, dass in Zukunft noch weitere Bücher der Alice-Reihen übersetzt werden. Ein wirklich toller klassischer, japanischer Krimi ganz im Zeichen von Ellery Queen, Agatha Christie und Co.!

Siehe auch: Mein Dorama-Review zu Rinshou Hanzai Gakusha Himura Hideo no Suiri
(ich hatte beim Lesen auch immer Kubota Masataka als Alice vor Augen ;))

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